Die leichte Verdampfung ist entscheidend für die Leistung von lösungsmittelhaltigen Druckfarben, aber gleichzeitig auch der Grund für ihre Entflammbarkeit. Für Verpackungsdrucker, die mit lösungsmittelhaltigen Druckfarben arbeiten, sind daher die Explosionsgefahr und der sichere Umgang von größter Bedeutung.
Warum lösungsmittelhaltigen Druckfarben beim Verpackungsdruck ein Sicherheitsrisiko darstellen
Lösungsmittelhaltige Druckfarben sind entflammbar, da sie flüchtige organische Verbindungen (VOCs) in ihrer Zusammensetzung enthalten, einschließlich Alkoholen oder Kohlenwasserstoffen, die als Träger für die Pigmente der Druckfarbe dienen. Diese VOC-Träger werden als „flüchtig“ bezeichnet, da sie schnell verdampfen. Während dies dazu beiträgt, dass die Druckfarbe schnell auf dem Substrat trocknet, bedeutet dies auch, dass sie einen niedrigen Flammpunkt haben. Sie geben Dampf in Konzentrationen ab, die bei relativ niedrigen Temperaturen ausreichend hoch sind, um mit Luft eine entzündliche Mischung zu bilden.
Wenn sich diese Dämpfe in der Raumluft der Druckerei ansammeln und mit einer Zündquelle wie einer Flamme oder einem Funken in Kontakt kommen, besteht ein hohes Risiko einer Explosion oder eines Brandes mit potenziell katastrophalen Folgen. Zudem können lösungsmittelhaltigen Druckfarben feine Staubpartikel freisetzen, die ebenfalls entflammbar sind.
Sicherheitsbestimmungen für Druckereibetriebe und Druckfarbenlieferanten
Explosionen und Brände können mit der richtigen Ausrüstung sowie durch die Umsetzung von Sicherheitsverfahren und -verhalten verhindert werden. Darüber hinaus gibt es internationale Vorschriften, die sicherstellen sollen, dass in Umgebungen mit Explosionsgefahr ein hoher Sicherheitsstandard gewährleistet ist. Diese Vorschriften betreffen nicht nur Konverter, sondern auch Druckfarbenhersteller und -vertriebe, sowie alle, die mit lösungsmittelhaltigen Druckfarben arbeiten.
Dieser Blog erklärt die neuesten Vorschriften in diesem Bereich und die Maßnahmen, die ergriffen werden sollten, um die Einhaltung und den sicheren Umgang mit lösungsmittelhaltigen Druckfarben zu gewährleisten.
Die ATEX-Richtlinien beschreiben die Mindestsicherheitsstandards der Europäischen Union.
Die ATEX-Richtlinien sind zwei EU-Richtlinien, welche die Mindestsicherheitsanforderungen für Geräte und Arbeitsplätze in explosionsgefährdeten Umgebungen beschreiben. Der Name der Richtlinien leitet sich von der französischen Bezeichnung „Appareils destinés à être utilisés en Atmosphères Explosives“ ab, was „Geräte, die für den Einsatz in explosionsgefährdeten Atmosphären vorgesehen sind“ bedeutet.
Die Anforderungen der Richtlinien wurden durch nationale Gesetzgebung in den Mitgliedstaaten der EU und im Vereinigten Königreich umgesetzt. Arbeitsstätten, in denen das Risiko von Staubexplosionen besteht, müssen den rechtlich bindenden ATEX-Richtlinien entsprechen. Die Richtlinien gelten auch für Druckfarbendosiersysteme, die in Druckereien für lösungsmittelhaltigen Druckfarben oder Farben verwendet werden.
Werfen wir einen genaueren Blick auf die beiden ATEX-Richtlinien:
ATEX 114 – die „Geräte“-Richtlinie
ATEX 114, die „Geräte“-Richtlinie 2014/34/EU, beschreibt die Anforderungen an Geräte und Schutzsysteme, die für den Einsatz in potenziell explosionsgefährdeten Atmosphären vorgesehen sind. Diese spezifischen Anforderungen sind in europäischen und internationalen Normen festgelegt, wie zum Beispiel der EN-IEC 60079. Geräte, die diesen Anforderungen entsprechen, werden getestet und zugelassen,was durch ein internationales Logo gekennzeichnet wird. Dieses Logo ist an einem symmetrischen Sechseck zu erkennen, das ein Epsilon mit einem “X” enthält.
ATEX 153 – die „Arbeitsplatz“-Richtlinie
ATEX 153, die „Arbeitsplatz“-Richtlinie 1999/92/EC, beschreibt Mindestanforderungen zur Verbesserung des Arbeitsschutzes für Arbeitnehmer, die durch explosive Umgebungsluft gefährdet werden können. Diese Richtlinie verpflichtet Arbeitgeber, Bereiche, in denen explosionsfähige Luft
auftreten kann, als „Sicherheitszonen“ einzustufen.
ATEX-Sicherheitszonen – und wie man das Risiko in der Druckerei bewertet
Diese Einstufung der jeweiligen Sicherheitszone basiert auf der Wahrscheinlichkeit, dass eine explosionsfähige Umgebungsluft auftritt:
- Zone 0: Dies wird als die Zone mit dem größten Explosionsrisiko definiert. Dies gilt, wenn eine Mischung aus entzündlichen Materialien an einem bestimmten Ort mehr als 1.000 Stunden pro Jahr vorhanden ist – zum Beispiel der unmittelbare Bereich um die Druckmaschine und dort, wo die lösungsmittelhaltigen Druckfarben verarbeitet werden.
- Zone 1: Dies beschreibt einen Bereich mit mittlerem Risiko, in dem gelegentlich eine explosive Umgebungsluft unter normalen Betriebsbedingungen auftreten kann. Eine Mischung aus entzündlichen Materialien kann in dieser Zone zwischen 10 und 1.000 Stunden pro Jahr vorhanden sein.
- Zone 2: Dies beschreibt einen Bereich, in dem eine explosive Umgebungsluft unter normalen Betriebsbedingungen unwahrscheinlich ist. Hier ist eine entflammbare Mischung weniger als 10 Stunden pro Jahr vorhanden. Ein Beispiel ist die Umgebung eines Behälters mit Basiskomponenten
IECEx – weltweit anerkannte Gerätesicherheitszertifizierung
Die IECEx – Gerätesicherheitszertifizierungist ein weltweit anerkanntes Zertifizierungssystem für Geräte und Dienstleistungen, die in explosionsgefährdeten Bereichen oder „Ex-Bereichen“ verwendet werden. Das Ziel von IECEx ist es, sicherzustellen, dass Ex-Bereiche und das dort arbeitende Personal so sicher wie möglich sind. Die Vorgaben für die Qualitätsbewertung beruhen auf den Normen der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC). IECEx umfasst drei Konformitätsbewertungsverfahren:
- Das zertifizierte Geräteverfahren – stellt sicher, dass Geräte, die in gefährlichen Bereichen verwendet werden, die strengsten Sicherheitsanforderungen erfüllen. Für die Benutzer von Geräten bedeutet dies eine geringere Explosions-, Brand- und Unfallgefahr.
- Das IECEx-Zertifizierungssystem für Personal dient der Bewertung und Zertifizierung der Kompetenz von Personen, die in oder an Gefahrenbereichen arbeiten.
- Das IECEx-Zertifizierungsprogramm für Wartungseinrichtungen dient der Bewertung und Zertifizierung von Dienstleistern für die Reparatur, Inspektion und Wartung von Geräten.
Wie sich ATEX von IECEx unterscheidet
Während ATEX durch die Gesetzgebung bestimmt wird, ist IECEx „standardgesteuert“ und hat globale Bedeutung. Es wird in vielen Ländern anerkannt, was den internationalen Handel und den Marktzugang für zertifizierte Produkte erleichtert.
Während ATEX sich auf die EU bezieht, hat IECEx eine globale Bedeutung, da seine Standards in vielen Ländern weltweit in Sicherheitsgesetze integriert sind.
In gewisser Hinsicht sind die Anforderungen von IECEx strenger als die von ATEX. Im Rahmen der ATEX-Richtlinie kann der Hersteller beispielsweise die Module für die Typprüfung und die Produktionskontrolle selbst zusammenbauen. Nach IECEx muss diese Aufgabe jedoch von einem unabhängigen Dritten übernommen werden. Darüber hinaus bietet IECEx Transparenz, da alle Zertifizierungen webbasiert sind und auf der IECEx-Zertifizierungswebsite überprüft und heruntergeladen werden können.
Sicherheitskonforme Druckfarbendosiergeräte sorgen für ein beruhigendes Gefühl!
Dank der IECEx-Zertifizierung und der ATEX-Konformität können die Mitarbeiter in der Druckerei sicher sein, dass ihre Geräte die strengsten Sicherheitsstandards für explosionsgefährdete Bereiche im Zusammenhang mit lösemittelhaltigen Druckfarben erfüllen. Die Druckfarbendosiergeräte zur Verarbeitung von lösungsmittelhaltigen Druckfarben wurden speziell eingestellt, um diese Standards zu erfüllen.
Im nächsten Blog werden wir untersuchen, welche Merkmale für Druckfarbendosiergeräte erforderlich sind, um den ATEX-Richtlinien und den IECEx-Sicherheitsstandards zu entsprechen.
Wenn Sie Fragen zu unseren Lösungen für Ihre Druckfarbenlogistik haben, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren!